It’s Okay, That’s Love – Verrücktes Korea-Drama?

koreanische Drama-Serie It's Okay, That's Love"

Liebe bedeutet nicht, Opfer zu bringen, sondern etwas zu erreichen. Aber kann man wirklich etwas erreichen, wenn man mit sich selbst nicht glücklich ist? Die koreanische Drama-Serie It’s Okay, That’s Love geht dieser Frage auf den Grund.

It’s Okay, That’s Love ist trickreicher als jeder Straßen-Illusionist: Die Serie kommt anfangs daher als schamlzige RomCom mit schon hundertfach durchgekauten Stereotypen – die kecke Psychiaterin Hye Soo lernt den Playboy und Buchautor Jang Jae Yul kennen, mag ihn zunächst nicht, lernt ihn dann besser kennen und verliebt sich schließlich. So weit, so vorhersehbar. Nach dem ersten Drittel wird aber klar, dass es sich bei It’s Okay, That’s Love nicht einfach nur um eine optimistische Romanze mit Witz handelt, sondern Melodrama, Mystery und Krimi behutsam beigemischt werden. Zu diesem Zeitpunkt haben die tolle Chemie und Spannung zwischen den Protagonisten bereits gehookt, wobei die subtile Skurillität der Charaktere nicht nur für Charme und Humor sorgen, sondern gleichzeitig die sich langsam heranreifenden Sujets der Serie vorausdeuten.

It's Okay, That's Love Hye Soo
Psychaterin Hye Soo

Im Grunde geht es um durch Traumata gebrochene Menschen und den Umgang mit ihnen: Die oberflächlich frech und ablehnend wirkende Hye Soo hat ihr Leben lang mit Bindungsängsten zu kämpfen, nachdem sie ihre Mutter beim Fremdküssen beobachtet hat. Selbst der Gedanke an körperliche Intimität löst bei ihr Panik-Attacken aus, und so ist sie nach 10 Jahren Selbsttherapie mit Anfang 30 noch Jungfrau. Obwohl sie ihre Patienten mit Optimismus und Mitgefühl umsorgt, schafft sie allein keinen Durchbruch beim Überwinden ihrer eigenen Ängste. Bis ihre Romanze mit Jang Jae Yul beginnt, bleiben Zweisamkeit und emotionale Bindungen nur Wunschgedanken und in der Ferne liegende Phantasien.

It's Okay, That's Love Jang Jae Yul
Buchautor Jang Jae Yul

Auf der anderen Seite ist Jang Jae Yul, mit Fan-Club zu seinen Füßen und kreativem Erfolg äußerlich beneidenswert, finden sich in die dunkelsten Winkeln seines Bewusstseins verdrängt die noch nicht verheilten Narben seiner Kindheit. So kann der unter Schlaflosigkeit leidende Schriftsteller nur in Badezimmern Ruhe finden, sein Bett ist lediglich Attrappe. Die kalte, harte Oberfläche seiner Badewanne ist Symbol für Sicherheit, seitdem er sich vor seinem brutal schlagenden Stiefvater in die Grube eines Plumpsklos geflüchtet hat. Auch die Beziehung zur Familie ist schwierig: Unterbewusst von Schuld zerfressen sieht Jang Jae Yul seinen Bruder als missverstanden an, der nicht nur für den Mord am Stiefvater im Gefängnis sitzt, sondern seine Mordgelüste gegenüber Jang Jae Yul unkaschiert zeigt.

So stehen sich also zwei innerlich zerrissene Menschen gegenüber, die 16 Folgen lang für ein Miteinander kämpfen, und trotz ihrer Gefühle erst herausfinden müssen, ob sie überhaupt zusammen sein können. Dabei erwächst die wendungsreiche Handlung organisch den Charakteren und ihren Hintergründen, die bis zu den Nebendarstellern hin feinfühlig beleuchtet werden. Es ist eine lange Reise vom ersten gemeinsamen, mit einer Ohrfeige revanchierten Kuss, über das den Einlass ins symbolische Innere (Jang Jae Yuls persönliches Badezimmer), bis zum notwendigen Abschied vom Kindheits-Ich.

It's Okay, That's Love Jang Jae Yul Hye Soo
Jang Jae Yul gewährt Hye Soo Einlass in seinen ‚Schutzraum‘

Das Klimax von It’s Okay, That’s Love ist ein Scharnier zur Einsicht über die psychische Erkrankung und der Unmöglichkeit des alleinigen Überwindens dieser. Ohne eine solche, ehrliche Selbstreflexion kann eine Beziehung nicht funktionieren – und diese muss jeder für sich selbst, aus eigenem Willen unternehmen. Andersherum kann die Geduld und Liebe des Partners Brücke werden zur Aufarbeitung längst verdrängter, aber noch immer wirkender Traumata. Solche Episoden sind fordernd, sicherlich, und sie sind Tests für die Haltung jedes Liebenden. Denn, wie Jang Jae Yul sagt: Liebe bedeutet nicht Opfer zu bringen, sondern etwas zu erreichen.

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